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Kreishandwerkerschaft und Innungen: Voller Einsatz für das Handwerk

15. Juni 2020

(Artikel aus der Pforzheimer Zeitung v. 13. Juni 2020)

Wichtiger denn je: Gerade die Coronakrise hat gezeigt, dass Innungsbetriebe schneller an wichtige Infos und Ratschläge kommen, also solche, die nicht in einer Innung organisiert sind. Diese – und weitere Vorteile – erklären Kreishandwerksmeister Rolf Nagel und Matthias Morlock, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft.

Warum sind Innungen so wichtig?

Vor kurzem war im Zusammenhang mit dem Koalitionsbeschluss zum coronabedingten Konjunkturpaket zu lesen, dass man ohne eine entsprechende Lobby so gut wie keine Chance habe, Gehör zu finden. Innungsarbeit, und damit Verbandsarbeit auf Landes- und Bundesebene, ist auch zu großem Teil Lobbyarbeit.

Wenn nicht die Innung, wer sonst?

Innungen sowie deren Verbände stehen auf allen Ebenen in engem Kontakt zu Politik und Verwaltung. Sie vertreten damit die fachspezifischen Interessen ihrer Branche und setzen sich für ihre Mitgliedsbetriebe ein.

Innungen sind als reine Arbeitgeberverbände vor Ort für ihre Mitglieder erste Anlaufstelle, wenn diese Fragen oder Probleme haben. Zudem sind Innungen als Körperschaften des öffentlichen Rechts auch zuständig für die Abnahme von Zwischen- und Gesellenprüfungen. Ohne die Arbeit ihrer ehrenamtlich tätigen Prüfer wäre das gesamte Prüfungswesen in der Form und derart kostengünstig nicht möglich.

Gerade die Coronakrise zeigt, dass Innungsbetriebe schneller an wichtige Informationen und Ratschläge kommen, also solche, die nicht in einer Innung organisiert sind. Egal, ob es um die hygieneschutztechnischen Maßnahmen geht oder um Informationen zum Kurzarbeitergeld oder den Soforthilfemaßnahmen von Bund und Ländern – die Innungen stehen stets in engem Kontakt mit Handwerkskammer, Verband und Kreishandwerkerschaft und arbeiten eng mit diesen zusammen. Letztere ist der Zusammenschluss von insgesamt 20 Fachinnungen mit insgesamt rund 1000 Mitgliedsbetrieben in der Region Pforzheim-Enzkreis.

Was macht ein Handwerker überhaupt?

Auszubildende aufgepasst: Die neue Infokampagne „handwerk-ist-geiler.de“ geht an der Start und zeigt dir auf der modernen Homepage die Berufsbilder und deine Aufstiegschancen.

„Du suchst eine Aufgabe, die unter anderem „Spannung“ und viele Möglichkeiten verspricht? Dann ist Elektroniker wahrscheinlich das Richtige für Dich. Und es gibt über Hundert anderer Berufsangebote. „Von kreativ bis schwindelfrei – beim Handwerk ist alles mit dabei!“ verspricht die neue Imagekampagne der Kreishandwerkerschaft Pforzheim/Enzkreis, die in einem Pressegespräch vorgestellt wurde.

Der Startschuss für die neue Internetseite „handwerk-ist-geiler.de“ ist Samstag (13.06.2020) früh um Null Uhr gefallen. Dort finden Interessierte alle möglichen Informationen rund ums Thema Ausbildung. Sämtliche Lehrberufe werden vorgestellt, junge Handwerker präsentieren ihren Beruf und jeder kann interaktiv feststellen, welcher Handwerkstyp er ist.

„Statt draußen zu demonstrieren, könnt ihr drinnen modernste Umwelttechnik installieren“, ergänzt Joachim Butz von der Sanitär-Heizung-Klima-Innung. „Dank deiner Hilfe läuft es eigentlich immer und überall – wenn es um Wasser und Energie geht.“ In diesem Beruf stattest du Haushalte und Betriebe mit Wasseranschlüssen und Sanitär- und Heizungsanlagen aus. Du baust zudem Anlagen für die Wasserversorgung und -entsorgung, richtest moderne Bäder ein und kümmerst dich um umweltschützende Energietechnik wie etwa bei Solaranlagen.“ Und auch für weibliche Fachkräfte gibt es genügend Aufstiegschancen, versichert Butz. „Viele Betriebe suchen einen Nachfolger.“

Handwerk hat nach wie vor Goldenen Boden

Und zu tun gibt es im Handwerk immer etwas. Überall wird gebaut, renoviert und saniert. Die Betriebe sind auch in Corona-Zeiten gut ausgelastet. Die Auftragsbücher sind voll. „Die Krise hat gezeigt, dass das Handwerk krisenfest ist“, so Geschäftsführer Matthias Morlock.

Der alte Spruch „Handwerk hat goldenen Boden“ stimmt nach wie vor, bestätigt Butz. Was fehlt, ist der Nachwuchs. Denn in diesen Zeiten fällt der Schulunterricht aus, ebenso Berufsorientierung und viele Praktikas. Auch schwächere Bewerber hätten eine Chance auf einen Ausbildungsplatz. Wichtig seien Deutschkenntnisse und der Spaß etwas mit seinen Händen zu gestalten. Die Aktion „handwerk-ist-geiler.de“ will die Wissenslücke vieler junger Menschen schließen, die sich für eine Ausbildung interessieren.

Verdienstmöglichkeiten, die einem Bachelor nicht nachstehen

Auch die Verdienstmöglichkeiten im Handwerk können sich sehen lassen, sagt der stellvertretende Obermeister Frank Herrmann von der Metallbau-Innung. „Ein 30-jähriger Meister verdient gutes Geld und muss sich vor keinem Bachelor verstecken.“ Nicht nur ein Studium biete nämlich gute Aufstiegschancen. Und die Übernahme nach der Ausbildung sei praktisch sicher. „Ein Handwerksberuf ist kreativ und zukunftssicher.“

Auch die ausbildenden Betriebe können profiteren. Der aktuelle Koalitionsbeschluss bezüglich des coronabedingten Konjunkturpakets beinhaltet auch eine Ausbildungsprämie für kleine und mittelständische Unternehmen, die ihre Ausbildungsleistung aufrechterhalten oder diese sogar noch ausweiten“, sagt Morlock. Wörtlich heißt es im Beschlusspapier: „Der Lernerfolg von Auszubildenden soll auch in der Pandemie nicht gefährdet werden. KMU (kleine mittelständische Unternehmen), die ihr Ausbildungsplatzangebot 2020 im Vergleich zu den drei Vorjahren nicht verringern, erhalten für jeden neu geschlossenen Ausbildungsvertrag eine einmalige Prämie in Höhe von 2000 Euro, die nach Ende der Probezeit ausgezahlt wird. Solche Unternehmen, die das Angebot sogar erhöhen, erhalten für die zusätzlichen Ausbildungsverträge 3000 Euro.“

Genug zu tun – Handwerk hat so viel Aufträge wie noch nie

„Handwerk ist nicht nur systemrelevant, sondern vor allem auch krisensicherer“. Wo andere in den Lock-down geschickt oder zu Home-Office verdonnert wurden, durften oder mussten – je nach Betrachtungsweise – die Handwerker weiter arbeiten. Und zwar unter erschwerten Bedingungen – der Infektionsschutz stand über allem – und dies täglich.

Von Auftragsschwund und Kurzarbeit war bislang zumindest in weiten Bereichen des Handwerks nichts zu merken. Im Gegenteil. Einige Betriebsinhaber berichten, dass sie aktuell so viel Aufträge wie noch nie hätten! Dies gilt vor allem für große Teile des Bau- und Ausbaugewerbes, und hier insbesondere für die hoch technischen Gewerke wie Elektrotechnik und Anlagenmechanik – also den Gewerken, die für Energieeinsparung, effiziente Energienutzung und Klimaschutz stehen.

Bild: Meyer, Pforzheimer Zeitung

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